Tanz-Parties, Fan-Treffen, Gedenk-Joggingrunden, Auktionen, Diskussionsrunden, Konzerte und Andachten mit Kerzenlicht: Seit 40 Jahren ist der „King of Rock’n’Roll“ Elvis Presley tot, aber an seiner „Graceland“-Villa in Memphis wird es rund um seinen Todestag (16. August) wohl so trubelig zugehen wie nie zuvor.
„Wir erwarten die größte Elvis-Woche aller Zeiten mit Fans aus der ganzen Welt, die die ultimative Pilgerreise unternehmen, um mit uns das Leben und die Legende von Elvis Presley auf ganz besondere Art und Weise zu feiern“, heißt es von den Organisatoren. Dutzende Veranstaltungen sind geplant.
Dieser laszive Hüftschwung! Die Stimme! Die Outfits – und natürlich die Haartolle! All das schrie nach Rebellion, nach Protest und nach sexueller Befreiung, ließ die vor allem jugendlichen Fans des Musikers in den 50er- und 60er-Jahren reihenweise in Ohnmacht fallen – und versetzte das konservative Amerika in Wut.
Die Mischung aus weißer Country-Musik, schwarzem Rhythm and Blues und Bass ist damals völlig neu und verändert die Musikwelt für immer. „Ohne Elvis hätte es keiner von uns geschafft“, sagte der Sänger Buddy Holly einmal. Und John Lennon räumte ein: „Wenn es Elvis nicht gegeben hätte, hätte es die Beatles nicht gegeben.“
Presley wurde in Tupelo im US-Bundesstaat Mississippi als Sohn eines Gelegenheitsarbeiters und einer Näherin in ärmlichste Verhältnisse hineingeboren. Als er zehn Jahre alt wurde, schenkten ihm die Eltern statt des erhofften Fahrrads für 7,90 Dollar eine Gitarre. Der in der Schule oft gehänselte Junge brachte sich die Griffe selbst bei und konnte dank seiner Musikalität und seiner Erfahrungen aus dem Kirchenchor schon bald professionell spielen.
1954 kam dann „That’s All Right“, seine erste Rock’n’Roll-Platte.
Immer wieder riefen die Hörer bei der lokalen Radiostation an und baten um Wiederholung, 15 mal wurde sie schließlich aufgelegt. Von da an ging es steil nach oben – in seiner Karriere wird Presley mehr als eine Milliarde Platten verkaufen, drei Grammys bekommen, in mehrere Musik-Ruhmeshallen aufgenommen werden und in mehr als 30 Hollywood-Filmen mitspielen. Es gibt Briefmarken mit seinem Gesicht darauf, und bis heute verkaufen sich seine Alben weltweit.
Aber der erfolgsverwöhnte und von Fans angebetete Musiker ist privat ein einsamer und verzweifelter Mann. Bei seinem Militäreinsatz im hessischen Friedberg (1958 bis 1960) hatte Presley die damals erst 14-jährige Soldatentochter Priscilla Beaulieu kennengelernt und 1967 geheiratet. Neun Monate später kommt Tochter Lisa Marie zur Welt. Doch das Paar lebt sich schnell auseinander.
Priscilla berichtet von einem Teufelskreis aus Schlaf-, Aufputsch- und Beruhigungsmitteln, denen Elvis verfallen war, und über die wenige Zeit, die für die Familie bleibt. 1973 lässt sie sich scheiden.
Presley leidet – auch darunter, dass sein Stern zusehends verblasst. Die Beatles und die Rolling Stones sind die neuen Stars.
Fans erkennen ihren einstigen Liebling kaum wieder, so aufgedunsen und zugedröhnt präsentiert sich Presley auf der Bühne.
Im Juni 1977 gibt er sein letztes Konzert vor knapp 20.000 Menschen in Indianapolis. „Er sah schrecklich aus, richtig schlecht“, sagte die damals 30 Jahre alte Jacque Quick jüngst dem Radiosender 93.1 WIBC. „Natürlich wussten wir alle, dass er nicht gesund war. Aber er legte einen guten Auftritt hin.“ Die damals 16-Jährige Jeannie Drews beschrieb das Konzert in der „Greensburg Daily News“ sogar als „Auftritt seines Lebens“. „Er gab wirklich alles. In der vordersten Reihe zu sein, so nahe an jemandem wie Elvis zu sein, machte mir Herzrasen, es war surreal. Er war unser König.“
Es hatte nicht das letzte Konzert des „King of Rock’n’Roll“ sein sollen, für den Sommer war eine Tournee geplant. Aber dazu kam es nicht mehr. Seinen letzten Song nahm er im August 1977 im „Dschungelraum“ seines Hauses auf, Titel: „Way Down“ – Weg nach unten. Wenige Tage später war er tot. „Niemand hat Elvis umgebracht außer Elvis“, erklärt sein Manager „Colonel“ Tom Parker.
Presley wurde nur 42 Jahre alt, gefunden auf dem Bauch liegend im Badezimmer von „Graceland“. „Tod durch Herzversagen“, stellt ein Arzt fest. Fettsucht und jahrelanger Medikamentenmissbrauch. „Er konnte es nicht ertragen, was aus ihm geworden war, und hat den Schmerz betäubt, wo immer es ging“, sagt seine Biografin Alanna Nash.
Der Mythos aber bleibt bis heute. „Elvis ist zu einer Zeit gestorben, als es seinem Ruhm nur guttun konnte“, sagte der Biograf Samuel Roy einmal. Ende Mai wurde Presleys Privatjet für mehr als
400.000 Dollar versteigert – dabei ist das Flugzeug längst Schrott.
Und auch Musik und Andenken des Sängers verkaufen sich weiter gut.
2016 lag Presley auf der „Forbes“-Liste der bestverdienenden toten Prominenten mit rund 27 Millionen Dollar Einnahmen auf Rang vier.