Beseelt und bejubelt: Bob Dylan vor 8.500 Besuchern in Wien

US musician Bob Dylan performs during the second day of the Hop Farm music festival in Paddock Wood, Kent, on June 30, 2012. AFP PHOTO / BEN STANSALL / AFP PHOTO / BEN STANSALL

8.500 Besucher haben Bob Dylan am Montag in der Wiener Stadthalle mit viel Applaus bedacht. Ob es der 76-Jährige zu schätzen wusste, dass er so viele Fans wie schon lange nicht zu einem seiner Gastspiele in die Bundeshauptstadt gelockt hat, wird man wohl nie erfahren. Aber das Konzert, das er mit seiner Band spielte, war so wie jenes am vergangenen Freitag in Salzburg ein wunderbares Erlebnis.

Den Musikern gelang es, Österreichs größten Veranstaltungssaal in einen Club zu verwandeln. Bob Dylan und Lieder wie „Things Have Changed“ („People are crazy and times are strange“ – wie wahr!), „Simple Twist Of Fate“ oder das wunderschön melancholisch vorgetragene „Long And Wasted Years“ brauchten keine Videowalls, keine Lichteffekte und auch keine Bühnenshow, sieht man einmal von ein paar wenigen Ausflügen des Meisters vom Piano an den Mikroständer ab. Die Dramaturgie ergab sich aus den Songs und der beseelten Performance, die technisches Können und Feingefühl kongenial vereinte.

US musician Bob Dylan performs during the second day of the Hop Farm music festival in Paddock Wood, Kent, on June 30, 2012. AFP PHOTO / BEN STANSALL / AFP PHOTO / BEN STANSALL

Das Programm, früher täglich umgeworfen, ist mittlerweilekonstant. Allerdings wirkt die Zusammenstellung auf dieser Tourperfekt stimmig, bietet einen Spannungsboden (herrlich, wie vomBlueskracher „Early Roman Kings“ elegant in die „Desolation Row“abgebogen wurde, um dann „Love Sick“ zu raunen) und räumt mitVorurteilen auf. Etwa mit jenem Unsinn, es gehe bei Dylan mehr umWorte als Musik. Oder mit jenem, Dylan sei nicht mehr zu verstehen,er krächze grauenhaft. Diesmal bekam er bei drei mit viel Kraftvorgetragenen Liedern aus dem „großen amerikanischen Songbook“ sogarspontane Ovationen für seineausdrucksstarke Stimme.

Die stilistische Reise führte weit zurück in die Zeit vor demRock ’n‘ Roll. Die 30er-Jahre interessieren ihn heute ohnehin mehrals die 60er, ließ Dylan in einem Interview einmal wissen. Nahtlosgingen Blues, Boogie, R’n’B, Rock und Balladen ineinander über,ältere Songs wurden dem Konzept angepasst – „Don’t Think Twice, It’sAll Right“ als Jive, „Tangled Up In Blue“ in einer leichtfüßigen,fröhlich anmutenden Version und „Blowin‘ In The Wind“ gar alsCountry-Walzer aufgeführt. Näher am Original bewegten sich „Highway61 Revisited“ und die umjubelte letzte Zugabe, das immer nochgiftige „Ballad Of A Thin Man“.

Bob Dylan muss nicht reden, muss keine Alben bewerben (vom nochaktuellen „Triplicate“ gab es auch in Wien keinen Beitrag zu hören),muss nicht mehr Gitarre oder Harmonika spielen, muss kein Best-Ofmitbringen oder Sehnsüchte nach Nostalgie erfüllen. Es reicht, wenner noch viele weitere Konzerte von zeitloser Schönheit wie gesternspielt.

PR-Agentur Peter & Partner
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Bildquelle: APA (Archiv/AFP)/BEN STANSALL
Bildtitel: Der Altmeister begeisterte das Auditorium

APA0000    2018-04-17/09:05

170905 Apr 18

Über den Autor

Redaktion Peter Güttenberger, Andrea Mostler
50 Jahre Optikermeister, Selbstständig, Inhaber Optiker Podiwinsky Wien 10, Musiker, Maler Ölbilder.