Oscar-Triumph von Guillermo del Toro mit „Shape of Water“

„Shape of Water“ ist der große Sieger der 90. Oscar-Verleihung. Die Fantasy-Romanze erhielt die Auszeichnung als bester Film. Guillermo del Toro wurde zudem zum besten Regisseur gekürt. Insgesamt gewann der 13-fach nominierte Film des 53-jährigen Mexikaners vier Preise.

Del Toro setzt mit seinem Triumph den Erfolgslauf mexikanischer Regisseure bei der Oscar-Verleihung in den vergangenen Jahren fort. Schließlich hatten von 2014 bis 2016 mit Alfonso Cuaron („Gravity“) und Alejandro Gonzalez Inarritu („Birdman“ und „The Revenant“) Filmemacher aus dem mittelamerikanischen Land drei Jahre in Folge den Oscar für die beste Regie für sich reklamieren können. Heuer setzte sich der Horrorfilmfan Del Toro gegen Christopher Nolan („Dunkirk“), Jordan Peele („Get Out“), Paul Thomas Anderson („Phantom Thread“) und auch die zuletzt als Geheimfavoritin gehandelte Greta Gerwig („Lady Bird“) durch.

Den Oscar für die beste männliche Hauptrolle gewann Gary Oldman für seine Darstellung des britischen Premiers Winston Churchill in „The Darkest Hour“. In Joe Wrights Historiendrama überzeugte er mit einer wortgewandten und eindringlichen Performance, die schon bei den Golden Globes ausgezeichnet wurde. Als beste weibliche Hauptdarstellerin wurde Frances McDormand für „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ausgezeichnet. In dem Film von Martin McDonagh spielt sie eine desillusionierte, zu allem bereite Mutter einer ermordeten Tochter, die einen persönlichen Rachefeldzug gegen die aus ihrer Sicht untätige Polizei startet.

Sam Rockwell konnte sich als bester Nebendarsteller für seinen Part eines rassistischen Kleinstadtpolizisten im Drama „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ über den ersten Preis des Abends freuen. Der 49-Jährige verwies damit Richard Jenkins für „Shape of Water“ auf die Plätze. Den Oscar für die beste Nebendarstellerin erhielt Allison Janney. In dem auf der Lebensgeschichte der Eiskunstläuferin Tonya Harding basierenden Film „I, Tonya“ spielt sie eine typische Eislaufmutter, die ihre Tochter nach vorne peitscht.

Die Trophäe in der Dokumentarfilmsparte ging an die Doping-Arbeit „Icarus“, die damit Regieveteranin Agnes Varda – mit 89 Jahren ältester je nominierter Mensch bei den Oscars – ausstach. Bei der Make-up-Kategorie konnte das sechsfache Winston-Churchill-Biopic „The Darkest Hour“ eine Auszeichnung abholen.

Das chilenische Transgenderdrama „A Fantastic Woman“ wurde zum besten ausländischen Film gekürt. Das Werk von Regisseur Sebastian Lelio setzte sich gegen den schwedischen Kofavoriten „The Square“ von Ruben Östlund durch. Lelio zeichnet das Porträt einer Transgenderfrau, die durch den Tod ihres Geliebten zunehmend ins Abseits gedrängt wird. Der heurige österreichische Kandidat, Michael Hanekes „Happy End“, hatte es gar erst nicht in die Endauswahl der nominierten Filme geschafft.

„Coco“, das farbenfrohe Abenteuer der Pixar-Studios, holte sich die Krone bei den Animationsfilmen. In dem musikalischen Werk geht es um die Geschichte des mexikanischen Buben Miguel, der sich am Tag der Toten ins Land der Toten aufmacht. „An den Rand gedrängte Menschen verdienen es zu fühlen, dass sie dazugehören“, so Lee Unkrich, einer der Regisseure des Werks. Einen weiteren Oscar holte „Coco“ für den besten Filmsong.

Über einen Erfolg konnte sich indes auch Deutschland freuen. Gerd Nefzer holte für seine Arbeit am Sci-Fi-Abenteuer „Blade Runner 2049“ die Auszeichnung in der Sparte für die besten visuellen Effekte – bis dato der einzige Preis für den Film. „Dankeschön, Germany! Thank you – great“, so der 52-Jährige auf der Bühne neben seinen drei Kollegen.

Basketballlegende Kobe Bryant hat jetzt auch einen Oscar in der Trophäensammlung. Bryant wurde mit dem Preis für den besten animierten Kurzfilm ausgezeichnet. Bryants „Dear Basketball“ ist eine Hommage an den Sport, durch den der 39-Jährige zu einer amerikanischen Ikone wurde. Bryant dankte der US-Filmakademie für die „unglaubliche Ehre“.

Altmeister James Ivory kann sich über seinen ersten Oscar freuen – mit 89 Jahren. Ivory konnte für sein Coming-of-Age-Drama „Call Me by Your Name“ den Preis in der Sparte Bestes adaptiertes Drehbuch holen. Ivory war zuvor bereits dreimal erfolglos im Rennen um einen Oscar. Mit seinem Sieg ist Ivory der älteste bisher von der Academy geehrte Mensch. Als erster Schwarzer gewann der US-Amerikaner Jordan Peele den Oscar für das beste Originaldrehbuch für die Horrorkomödie „Get Out“.

Vor den ersten Preisen hatte Moderator Jimmy Kimmel zu einem zynischen Rundumschlag angesichts der seit Monaten laufenden #MeToo- und Time’s-Up-Debatte über Missbrauch und Diskriminierung in Hollywood angesetzt. Dass die Goldstatuette des Oscars heute der respektierteste Mann in Hollywood sei, habe einen zentralen Grund: „Er hat seine Hände, wo man sie sieht, er sagt nichts Anrüchiges – und hat keinen Penis. Wir brauchen mehr von seiner Sorte.

Grundsätzlich sei man aber mit der #MeToo- und der Time’s-Up-Debatte an einem historischen Moment: „Wir müssen ein Exempel statuieren.“ Und das gelte nicht nur für die Filmindustrie:
„Wenn wir die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz stoppen, müssen sich Frauen nur noch an jedem anderen Ort, wo sie hingegen, damit auseinandersetzen.“

Immer noch würden nur elf Prozent der Filme von Frauen gemacht. Umso bedeutender seien die vielen historischen Nominierungen, die sich heuer in der Liste fänden, darunter Greta Gerwig, die als erste Frau seit Kathryn Bigelow 2010 für einen Regie-Oscar nominiert ist: „Wenn Sie heuer ein Nominierter sind, der nicht Geschichte schreibt – schämen Sie sich!“

Zugleich versuchte der 50-jährige Kimmel bei allem politischen Engagement allzu langen Siegerreden vorbeugen – und lobte kurzerhand einen Jetski im Wert von 17.999 US-Dollar (präsentiert von Helen Mirren als Nummerngirl) für denjenigen aus, der die kürzeste Rede halte. Er stoppe mit.

Abseits der Gesellschaftspolitik kam aber auch die bereits legendäre Panne vom Vorjahr zur Sprache, als Warren Beatty und Faye Dunaway wegen eines falschen Umschlags zunächst mit „La La Land“ den falschen Streifen zum Sieger in der Kategorie Bester Film kürten. „Wenn Sie heuer ihren Namen hören, stehen Sie nicht sofort auf“, so Kimmels Empfehlung.

Mitten in der Live-Show startete Kimmel zudem wieder einen Überraschungscoup. In Begleitung von Filmstars wie Mark Hamill, Emily Blunt, Lupita Nyong’o, Regisseur Guillermo del Toro und vielen anderen brachte er Snacks und Hotdogs ins voll besetzte Chinese Theatre um die Ecke. „Ihr seid live bei den Oscars“, rief Kimmel den fassungslosen Zuschauern zu. Das Publikum im Saal der Oscargala und die Leute im Chinese Theatre winkten sich über die Leinwand gegenseitig zu.
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Bildquelle: APA (AFP)/FREDERIC J. BROWN
Bildtitel: Der 53-jährige Mexikaner jubelt über seine Oscars

APA0000    2018-03-05/09:32

050932 Mär 18

Über den Autor

Redaktion Peter Güttenberger, Andrea Mostler
50 Jahre Optikermeister, Selbstständig, Inhaber Optiker Podiwinsky Wien 10, Musiker, Maler Ölbilder.